Vorwort:
Ich bin wieder mal losgezogen auf eine Tour. Warum eigentlich? Diese Frage habe ich mir auf der Tour auch nur allzu oft gestellt. Warum machst du so etwas überhaupt? Aber ich bin zu keinem Ergebnis gekommen. Es ist einfach eine Sucht die man nicht erklären kann.
Ich muss eben immer wieder los….
Montag 06.07.09 14:10 Uhr
Ich stehe an einem kleinen Parkplatz in der Nähe der Tiroler Zugspitzbahn. Mein Rucksack ist gepackt und wiegt mit Wasser und Essen so um die 15 Kilo. Ich habe bei der Ausrüstung schon abgespeckt aber aufgrund der schlechten Wetterlage komme ich an einem etwas dickeren Schlafsack und einem kleinen Zelt nicht vorbei. ( Das Zelt natürlich ohne Innenzelt um Gewicht zu sparen).
Mein erstes Ziel heute ist die Zugspitze die sich zur Zeit in Wolken hüllt. Ich steige entlang der Zugspitzbahn bis zur Wiener – Neustädter – Hütte auf. Ich stehe wohl etwas planlos vor der Hütte denn der Hüttenwirt kommt gleich heraus und fragt mich wo ich denn heute noch hin wolle? Heute? Es ist gerade 16:15 Uhr und ich bin der Meinung, das noch viel Zeit ist. „Ich will zum Münchner Haus“ entgegne ich ihm. „ Da über das Schneefeld“ bekomme ich als kurze Antwort. In Gedanken hat er wohl schon die Bergwacht informiert….
Schnell steige ich weiter über das Schneefeld bis zum Klettersteig. Ab hier heißt es Helm auf und los. Die Felsen sind nass und es ist höchste Vorsicht geboten. Als ich nach etwa einer Stunde auf den Gipfelgrat komme pfeift der wind ganz ordentlich. Von hier aus erreiche ich in gut 15 Minuten den Gipfel.
Toll, wieder mal Nebel an der Zugspitze. Das ist mein dritter Besuch auf dem höchsten Berg Deutschlands und der zweite im Nebel….. Im Jahr 2001 bin ich mit Freunden durch das Höllental aufgestiegen und 2003 mit Jörg S. über den Jubi-Grat.
Also gibt es ein Gipfelfoto und eine kurze Brotzeit und danach mache ich mich wieder an den Abstieg. Über kurze Kletterstellen und Geröll steige ich weiter Richtung Knorrhütte. Diese erreiche ich über die letzten Schneefelder gegen 20:00 Uhr. Vor der Hütte wird erst einmal an einem Brunnen Wasser „gezapft“. „Vollgetankt“ geht mein Weg über den Plattensteig bis zum Feldernjöhel. Hier auf 2045 Meter möchte ich heute Nacht biwakieren. Ein paar Gemsen leisten mir Gesellschaft und langsam geht die Sonne unter.
In der Nacht werde ich durch ein paar Blitze geweckt. Schnell stecke ich den Kopf in den Schlafsack. Als ich feststelle, dass davon das Gewitter nicht verschwindet nehme ich ihn wieder raus und schlafe weiter. Das Gewitter ist wohl an mir vorbeigezogen , aber es hat ganz ordentlich geregnet.
Dienstag 07.07.09 05:44 Uhr
Ich wache auf und merke, dass es noch regnet. „Na der Tag geht ja schön los“, denke ich mir und packe langsam zusammen. Als ich gegen 06:30 Uhr losgehe lässt der Regen nach. Mein nächstes Ziel ist Telfs im Oberinntal. Nach 30 Minuten Abstieg komme ich an das Steinerne Hüttel, was eine kleine Alm ist. Ein junger Bursche treibt gerade die Kühe zusammen und sagt etwas zu mir. Ich verstehe ihn nicht und denke, dass er mit seinem Hund spricht. Er wiederholt es noch zweimal bis ich verstehe das ich einer seiner Kühe im Weg stehe die er wohl gerade zum melken treiben will. Ok, ich springe zur Seite und die Kuh nimmt trotzdem einen anderen Weg.
Mit einem kurzen „Servus“ verabschiede ich mich und steige weiter ab bis in das Gaistal. Immer wieder fängt es leicht an zu regnen, was mich ziemlich auskühlt. Ich durchquere das Tal und steige auf der anderen Seite wieder 700 Hm auf zur Niederen Munde. Und weil das hoch und runter so gut für die Beine ist geht es auf der anderen Seite 1400 Meter runter bis nach Telfs. Als ich in den Ort komme, man glaubt es kaum, scheint die Sonne. Nach kurzer Suche ist auch ein Geschäft gefunden in dem ich Lebensmittel kaufen kann. Nach meinem Einkauf geht es über den Inn und auf der anderen Talseite wieder aufwärts. Hier ist der Weg nicht immer leicht zu finden doch so grob folge ich dem Peter- Anich-Weg. In Hattingberg verlasse ich diesen Weg und steige Richtung Archbrandhütte. Von weitem dringt ein dumpfes Grollen zu mir. „Na ich werde es schon noch bis zur Hütte schaffen“ denke ich mir. Eine halbe Stunde später bricht das Gewitter über mich herein. Genau in diesem Moment komme ich an eine kleine Jagthütte die aber verschlossen ist.
Ich quetsche mich unter das kleine Vordach und werde so vom schlimmsten verschont. Nach etwas über einer Stunde scheint das Gewitter vorbei zu sein. Trotz leichten Regens steige ich weiter zur Inzinger Alm und von dort bis kurz unter den Krimpenbachsattel auf. Hier schlage ich, bei jetzt wieder stärkerem Regen, mein Zelt auf. Der Platz ist schief, die Nacht ist nass und ungemütlich und ich bin froh als der Morgen graut.
Mittwoch 08.07.09 05:50 Uhr
Aufstehen ist angesagt und es regnet ja überhaupt nicht mehr. Hier läuft wohl irgendwas falsch, ich hatte doch Regen bestellt. Bei Sonne und Wolken steige ich bis zur Krimpenbachalm und treffe auch hier auf einen jungen Kerl der die Alm wohl bewirtschaftet. Er zeigt mir den richtigen Weg in das Tal und zwei Stunden und 1000 Hm später stehe ich in Sellrain. Auch hier suche ich mir ein kleines Geschäft und kaufe ein. Der Laden wird von einer älteren Frau geführt die mir sofort mit dem Weiterweg helfen will. Auch eine ältere Kundin ist sehr an meinem Vorhaben über die Alpen zu Wandern interessiert. Doch beide können nicht verstehen warum ich immer über die Berge gehe und nicht außen herum. Ja, manchmal kann ich das auch nicht verstehen….
Am Ortsrand mache ich erst mal Pause bevor ich mich an den nächsten Aufstieg von 1200 Höhenmetern wage. Gegen 11:30 Uhr mache ich mich dann gemütlich an den Aufstieg und stehe bei schönem Wetter um 14:30 Uhr auf dem Gries – Kogel. Von hier geht es ca. 550 Hm nach unten in das Senderstal und zur Kemater Alm. Mitten auf einer Weide mache ich erst mal Pause. Jetzt heißt es Kraft tanken denn es liegen 1100 Höhenmeter Aufstieg vor mir. Ich verfluche mich selbst und die Welt, und den der mir diesen Rucksack aufgesetzt hat.
Durch die Nässe sind meine Schuhe patsch-nass und meine Füße aufgescheuert. Aber all das Klagen hilft ja nichts und um 18:15 Uhr stehen ich in 2518 Meter Höhe auf dem Seejöchel. Die Aussicht in die Stubaier ist von hier oben genial. Ich gehe ein Stück Richtung Starkenburger Hütte und habe eine super Sicht auf die Franz-Senn-Hütte mit all ihren Gipfeln im Umkreis. Auch das Zuckerhütl leuchtet in der Abendsonne. Mein Biwakplatz für diese Nacht liegt ca. 350 Hm unter der Starkenburger Hütte und wie soll es auch sein, als ich mein Zelt aufbaue fängt es leicht an zu regnen.
Donnerstag 09.07.09. 06:00 Uhr
Es war kalt heute Nacht. Auf meinem Zelt hat sich eine dünne Eisschicht gebildet. In der warmen Morgensonne baue ich meine Unterkunft ab und beginne mit dem Abstieg. Um kurz nach acht stehe ich dann in Neustift im Stubaital. Ich finde schnell ein Geschäft und kaufe ein paar Sachen ein. Der Aufstieg von 1400 Hm, der mir bevorsteht, wird Kraft kosten. Von Neustift aus möchte ich zur Innsbrucker Hütte und von dort müsste ich die Grenze nach Südtirol schon sehen.
Voller Elan quäle ich mich den Berg hinauf und bin in etwas unter 4 Stunden an der Hütte. Hier nehme ich auf einer Bank platz und ruhe mich kurz aus. Die Sicht ist super und superschnell realisiere ich das mein Traum gerade geplatzt ist. Ungläubig schaue ich auf die andere Seite des Gschnitztals und sehe ein großes Schneefeld wo eigentlich mein Weg sein sollte. Unmöglich dort mit meiner Wanderausrüstung durch zu kommen.. Ich vergleiche die Landschaft mit meiner Landkarte doch es besteht kein Zweifel.
Ich sitze eine halbe Stunde da und suche nach einer Lösung. Doch es gibt keine Lösung um in der Zeit die ich noch zu Verfügung habe nach Sterzing zu kommen. Auf diesen Weg hatte ich meinen Zeitplan abgestimmt. Aber wie auch immer, es war eine schöne Tour bis hier und ich bin zufrieden mit meiner Leistung. Also werde ich noch mal 1100 Meter absteigen und in Gschnitz meine Tour beenden.
Donnerstag 09.07.09 20:30 Uhr
Ich steige in Ehrwald aus dem Zug und gehe noch mal 200 Hm bergauf Richtung Zugspitzbahn zu meinem Auto. Mit dem Bus bin ich von Gschnitz nach Steinach gefahren und von dort mit dem Zug über Innsbruck bis hierher.
Eine schöne Tour geht zu Ende „BY FAIR MEANS“