Aus der Reihe outdoor-life Classics
Im Herbst 2007 wollen Kai, Uli und ich den Vulkanwanderweg in unter 24 Stunden gehen. Soweit der Plan. Zur Unterstützung hat Sandra uns Brötchen geschmiert und Barbara wird uns mit Wasser und zusätzlichem Essen versorgen.
Am Samstag den 03. November gegen 9.30 Uhr soll unser Projekt starten. Als Startpunkt haben wir uns den Ortsausgang von Eichelsdorf in Richtung Rainrod ausgesucht. In unseren Rucksäcken finden ein paar Klamotten, Wasser und Riegel Platz. Bei den Schuhen haben Uli und ich uns für einen leichten Stiefel entschieden, Kai geht die ganze Geschichte mit einem Turnschuh an.
Samstag, 9.30 Uhr
Natürlich sind wir noch nicht am Startpunkt. Wir stehen noch bei meinen Eltern im Hof und reden gemütlich über die Tour. Es regnet leicht und der Wetterbericht verspricht auch keine große Besserung für die nächsten anderthalb Tage. Um kurz nach zehn stehen wir dann endlich am Startpunkt. Noch schnell ein paar Fotos und es geht los. Ab jetzt läuft die Uhr und es zählt jeden Sekunde. In zügigem Tempo geht es über den Eichköppel in den Eicheslsächser-Grund. Hier überholen wir im Laufschritt eine Gruppe Wanderer, die uns hochachtungsvoll nachruft.
Wir überqueren den Eichelbach, also Uli und ich überqueren den Bach, Kai latscht mitten durch. Seine Schuhe waren sowieso schon durchnässt und ihm ist jetzt schon klar, dass die Entscheidung mit leichten Schuhen zu gehen die falsche war.
Ich war der Meinung, dass der Wanderweg meist auf befestigten Waldwegen verläuft, aber das war ein Irtum. Ein festerer Stiefel wäre hier doch die bessere Wahl gewesen denke ich mir und stapfe über einen schlammigen Wiesenweg weiter.
Wir folgen den 2 verschlungenen VVs in Richtung Glashütten. Der makierte Weg weicht ab und zu von dem Wegverlauf in unserem GPS ab. Das sorgt für Verwirrung, doch die Erklärung wussten wir ja schon vorher. Nach dem Sturm Kyrill wurden Teile des Weges leicht geändert.
Das haben wir von der Erfinderin des Vulkanwanderweges erfahren, mit der Kai kurz vorher Kontakt aufgenommen hat. Das ist jedoch nichts, was uns heute an diesem Tag stören soll. Im Nebel durchqueren wir die Ortschaft Glashütten und gehen an Waldrändern und Wiesen entlang bis zum See von Gedern. Wir sehen leider nichts vom See, da der Nebel immer dichter wird.
Telefonisch verlegen wir den ersten Versorgungspunkt von Ober-Moos nach Völzberg. Wir liegen immernoch gut in der Zeit und haben einen Durchschnitt von ca. 5,8 Kilometer/Stunde. Das einzige was uns etwas Sorgen macht sind Ulis Krämpfe, doch ihn wollen wir am ersten Versorgungspunkt mit Magnesium wieder aufpeppeln. An einer kleinen Lichtung machen wir 10 Minuten Pause zum Socken wechseln. Weiter geht es bis zum Friedhof von Völzberg.
Es ist jetzt 16.00 Uhr und hier werden wir von Barbara mit Tee, Wasser und Nachschub an Müsliriegeln versorgt. Die Pause wird soweit ausgedehnt, dass unser Durschnitt bis auf 5,3 Kilometer/Stunde sinkt. Frisch gestärkt geht es im Nebel weiter. Langsam bricht die Dämmerung über den Vogelsberg herein. Mit Beginn der Dämmerung geht der Nebel und wir können endlich einmal die Aussicht genießen.
Es geht am Ober- und Niedermoosersee vorbei und wieder in ein großes Waldstück hinein. Inzwischen ist es stockdunkel und wir traben im Licht unserer Stirnlampen dahin. Uli hat wieder Krämpfe, zumindesten wenn er schneller läuft. Um unsere Durchschnittsgeschwindigkeit nach oben zu bringen, müssten wir allerdings deutlich schneller laufen. Uns ist klar, in der Nacht werden wir etwas abbauen und mit dem jetzigen Schnitt von 5,3 ist das Ganze nicht zu schaffen. Kurz vor Grebenhain entschlieflt sich Uli auszusteigen. Er geht zur nächsten Kneipe und zieht sich erstmal ein Jägerschnitzel mit Pommes rein. Das hat er sich nach den 46 Kilometer wohl auch verdient.
Kai und ich ziehen weiter und werden etwas schneller. Ca. 2 Kilometer später machen wir eine kurze Pause zum Socken wechseln. Als wir beide Kais Füße sehen, wenn man das da unten noch Füße nennen kann ist uns klar, dass auch für Kai hier Schluss sein wird. Er übergibt mir das GPS und geht nach Gebenhain zurück. Dort trifft er sich mit Uli in der Kneipe und beide werden später von Barbara abgeholt. Der Durchschnitt ist jetzt auf 5,2 runter. An dieser Stelle denke ich nur noch daran, dass ich schneller werden muss und lege auf den nächsten 15 Kilometern alle geraden und bergab Strecken im Laufschritt zurück.
Die Orientierung ist in diesem Abschnitt nicht einfach. Im Licht der Stirnlampe spiegeln sich immer wieder die Augen von Waldbewohnern. So etwas verrücktes haben die wohl auch noch nicht gesehen. Der nächste Versogungspunkt ist in Herbstein. Hier warten Barbara, Uli und Kai auf mich. Ich habe den Durchschnitt wieder um 0,1 nach oben gelaufen, doch der Preis dafür ist hoch. Ich bin nicht in der Lage eine Tasse Tee zu trinken, ohne das mein Körper rebelliert. Die Hälfte der Strecke ist erreicht, doch leider auch die Hälfte der Zeit verstrichen. Uns war von Anfang an klar, dass wir mit einem deutlichen Zeitvorsprung in die Nacht gehen müssen. Das haben wir leider nicht geschafft. Ich könnte zwar weiter gehen, aber ich werde es nicht unter 24 Stunden schaffen. Nach kurzem hin und her gebe auch ich mich geschlagen.
Fazit: 2 Wochen später haben wir das Ganze etwas verdaut und aufgearbeitet. Woran hat es gelegen? Was kann man besser machen? Ist es überhaupt zu schaffen?
Beim nächsten Versuch sollte es trocken sein. Mai oder Juni würden sich anbieten, da es dort mehr Tag- als Nachtstunden hat.
Das ist gut für die Moral und erleichtert die Orientierung ungemein. Auflerdem ist die Chance größer nicht den ganzen Tag Nebel, sondern eine gute Aussicht zu haben.
Desweiteren werden wir auf Grund der gemachten Erfahrung zu etwas festeren Wanderstiefel greifen. Das sind zwar alles keine Garanten für ein Gelingen, doch mit diesen Änderungen/Verbesserungen wollen wir es nochmal angehen.