Immer wenn es Winter wird wandern meine Gedanken in den hohen Norden. Ich freue mich schon wie ein kleines Kind auf die nächste Wintertour in Skandinavien. Eine der Touren ist mir in besonderer Erinnerung geblieben.
Montag 08.03.
Es ist wieder soweit. Unser Weg soll uns in den hohen Norden führen. Um 14:00 Uhr ist Steffen bei mir und gegen 15:00 Uhr schlägt Wolfgang auch noch auf. Nach kurzer Zeit sieht unser Wohnzimmer wie eine Filiale von Globetrotter aus. Die gesamte Ausrüstung ist kreuz und quer ausgelegt. Wolfgang sortiert und packt mit Steffen zusammen und ich kümmere mich um die letzten Anpassungen und Einstellungen an den Skibindungen. Nach und nach nimmt nun alles Formen an und gegen 18:00 Uhr ist unsere Ausrüstung fertig verpackt.
Um 19:30 Uhr steht Kai mit seinem Bus vor der Tür und kurze Zeit später sind wir unterwegs Richtung Fulda. Mit einem Besuch bei MC Donalds vertreiben wir uns noch die Zeit und um 23:40 Uhr rollt der DB Nachtzug mit Wolfgang, Steffen und mir Richtung Norden.
Dienstag 09.03.
Unsere Zugfahrt verläuft fast ohne Probleme. Nur der X 2000 von Kopenhagen nach Stockholm hat wieder mal Verspätung. Zum Glück wartet unser Nachtzug nach Gällivare noch 2 Minuten und um 18:14 Uhr rollen wir der letzten Nacht auf Schienen entgegen.
Mittwoch 10.03.
Planmäßig kommen wir in Gällivare, nördlich vom Polarkreis an. Die Temperatur liegt so bei 5-7 Grad unter dem Gefrierpunkt. Nach etwa einer Stunde Wartezeit besteigen wir den Bus nach Ritsem und kommen planmäßig gegen kurz nach eins an der Fjellstation an. Das Wetter hat sich etwas verschlechtert und so hängen dicke Wolken am Himmel und in den Bergen. Vom Ahkka-Masiv ist so gut wie nichts zu erkennen.
Nun liegen zwischen uns und unserem Basislager nur noch ca. 12 Kilometer gefrorenes Wasser. Wir müssen über einen mächtigen Stausee um in die Nähe der Ahkka –Gipfel zu kommen. Um den richtigen Weg auf den See zu finden brauchen wir fast eine Stunde. Ein offensichtlich gefährlicher Bereich ist mit Stangen markiert. Da es sich um einen Stausee handelt erkennt man überall Spuren die durch das Absenken des Wasserspiegels entstanden sind. Sicher ist die Überquerung alle mal, denken wir uns, da sich überall Spuren von Schneemobilen befinden.
Als Wolfgang, Steffen und ich auf der anderen Seite ankommen ist es schon dunkel. Wir haben weniger Kilometer geschafft als geplant war und schlagen unser Lager in einer kleinen Bucht auf. Schnell stehen die Zelte und nach kurzer Zeit summt der Kocher.
In der Zwischenzeit hat leichter Schneefall eingesetzt und das Thermometer zeigt – 6 Grad an. Bei diesem Schmuddelwetter gehen wir bald in die Zelte.
Donnerstag 11.03.
Heute wollen wir entscheiden ob dieser Platz unsere Heimat für die nächsten Tage bleibt, oder wir noch etwas weiter ziehen. Für eine Bergtour ist das Wetter noch nicht gut genug, deshalb machen wir eine kleine Erkundung der Umgebung.
Gegen 12:00 Uhr sind alle wieder am Lager, mit der Entscheidung das dies wohl doch der beste Lagerplatz in der Umgebung ist. Nun geht es darum das Lager auszubauen. Leider ist die Schneehöhe nicht ausreichend für eine Höhle und so bauen wir eine Art Iglu. Dabei werden Schneeblöcke ausgestochen und in einem großen Quadrat aufgetürmt. In die Mitte wird Schnee geschippt und verdichtet. Nach ca. einer Stunde fange ich an in diesen riesigen Schneeblock eine Höhle zu graben, während Steffen und Wofgang weiterhin Schnee auftürmen und verfestigen. Heraus kommt nach ein paar Stunden Arbeit eine schöne Schneehöhle die jedem Sturm standhält.
Damit ist dieser Tag auch schon wieder vorbei und am nächsten morgen soll es in die Berge gehen.
Freitag 12.03.
Heute ist eine Bergtour geplant. Es soll ein Gipfel vom Ahkka-Massiv sein. Dieses Bergmassiv inspirierte übrigens die Autorin des Kinderbuches Nils Holgerson. In der Geschichte gab sie der Anführerin der Wildgänse den Namen „Ahkka von Kebnekaise“.
Gegen 10:00 Uhr starten wir am Lager. Noch liegen die Gipfel von unserem Ziel in den Wolken. Durch Buschwerk kämpfend machen wir die ersten Höhenmeter. Um 12:00 Uhr dann die erste Pause. Der Gipfelbereich liegt immer noch in dicken Wolken und das Gelände wird steiler. Der Neuschnee ist recht locker hier oben und die genaue Steilheit der Hänge nur schwer zu bestimmen. 200 Höhenmeter unterhalb des Gipfels brechen wir die Tour ab. Unsere Sichtweite beträgt nur noch wenige Meter und der Hang wird immer steiler. Da uns das Gelände nicht bekannt ist wollen wir kein Risiko eingehen und kehren um. Also Felle runter und Spaß bei der Abfahrt.
Gegen 16:00 Uhr trudeln wir bei Sonne und einem leichten Schneesturm im Lager ein. Nachdem wir noch ein paar Arbeiten an unserer Höhle erledigt haben wird erst mal etwas gekocht. Am Abend tauchen über unseren Köpfen plötzlich Polarlichter auf. Wieder mal ein beeindruckendes Schauspiel. Leider bin ich mit der Spiegelreflex zu langsam, denn nach kurzer Zeit leuchten sie nur noch leicht.
Samstag 13.03.
Heute soll ein Berg her, gerade weil Steffen nur noch 2 Tage bei uns bleibt. Als ich aufwache scheint diese Idee jedoch in weiter Ferne. Ein starker Wind weht gegen unser Zelt. Ich bleibe noch etwas liegen, doch nach einiger Zeit treibt der Druck in meiner Blase mich aus dem Zelt. Es schneit und stürmt.
Wir sammeln uns erst einmal in unserer Höhle und bekommen kurze Zeit später auch Besuch. Andreas aus Gällivare kommt auf seinem Schneemobil an unserem Lager vorbei. Nach einem kurzen Besuch in unserer Schneebehausung fährt er weiter Richtung Berge um ein wenig zu jagen.
Gegen Mittag klart es langsam auf und die Sonne kommt raus. Also geht es gegen 13:00 Uhr los. Alle Gipfel des Ahkka sind dick in Wolken verpackt. Somit entscheiden wir uns für einen kleineren Berg. Gerade mal 500 Höhenmeter müssen wir aufsteigen, dafür aber ca. 10 Kilometer durch unwegsames Gelände zurücklegen.
Die ersten Kilometer stapfen wir über den See. Danach besteht der Weg aus Buschwerk und tiefem Schnee. Langsam geht es für uns vorwärts und oft stehen wir vor tiefen Geländeeinschnitten die auf der Karte kaum zu erkennen waren.
Am späten Nachmittag erreichen wir den Gipfel des Sjnuvtjudis. Von hier aus blicken wir weit ins Land und auf unsere Spur. Weit ist sie zu erkennen und es ist die einzige Spur so weit man sehen kann….
Auf dem Rückweg erleben Wolfgang, Steffen und ich einen herrlichen Sonnenuntergang und als wir gegen 20:00 Uhr am Lager eintreffen ist es bereits dunkel. Auch wenn es eine schöne Bergtour war hat sie jeden von uns eine Menge Kraft gekostet.
Sonntag 14.03.
Der Berg Ahkka liegt in den Wolken. Der heutige Tag wird von uns zur Regeneration und zur Vorbereitung auf die nächste Phase genutzt. Für Wolfgang und mich geht es bald auf den langen Marsch durch den Sarek, für Steffen geht es morgen leider Richtung Heimat. Ich selbst habe etwas Kopfweh und erhole mich im Zelt.
Bis zum Abend ist das Zelt von Wolfgang abgebaut und Steffen schläft die letzte Nacht in der Schneehöhle.
Montag 15.03.
Heute heißt es Abschied nehmen. Um kurz nach zehn verabschieden wir uns von Steffen und schauen ihm noch lange nach bis er um eine Biegung auf dem See verschwunden ist. Jetzt packen Wolfgang und ich die letzten Sachen zusammen und marschieren los. Von Ritsem bis zu unserem Lager sind es ca. 12. Kilometer. Diese haben wir also schon geschafft.
Entgegen unseres Plans folgen Wolfgang und ich dem Padjelantaleden. Dieser Wanderweg ist im Winter normalerweise nicht markiert. Auf der letzten Bergtour haben wir allerdings ein paar Markierungsstangen entdeckt. Diesen Stangen folgen wir nun für ein paar Kilometer, bis sich der Weg im Wald verliert. Der Schnee ist hier sehr tief und Wolfgang und ich kommen nur sehr langsam voran.
Plötzlich zeigt Wolfgang mit seinem Skistock nach rechts. Dort, gerade mal 100 Meter entfernt liegt eine Elchkuh mit ihrem Jungen. Wir sind ihr wohl nicht so geheuer, denn obwohl wir uns langsam entfernen steht sie auf und trottet mit ihrem Nachwuchs davon.
Auch Wolfgang und ich ändern unsere Pläne und entscheiden uns nun doch für unseren geplanten Weg. Wir schlagen Kurs Richtung Süd-Osten ein und kommen nach ein paar Stunden aus dem Unterholz heraus. Wir folgen ein paar älteren Spuren und erreichen gegen 18:00 Uhr eine kleine Passhöhe westlich vom Ahkka-Massiv.
Das Thermometer fällt schnell heute Abend. Als ich gegen 20:00 Uhr in das Zelt gehe zeigt es – 18 Grad an.
Kilometer: 14/26 Gesamt
Dienstag 16.03.
Ich krieche gegen 08:00 Uhr aus dem Zelt. Die Temperatur liegt bei 10 Grad unter Null. Das ist ja gerade angenehm im Vergleich zu gestern Abend. Nach kurzer Zeit ist auch Wolfgang draußen und wir fangen mit dem Frühstück an. Hier in der Kälte dauert alles etwas länger und so wird es 11:00 Uhr bis wir in den Tag starten.
Die ersten Kilometer geht es leicht bergab, immer Richtung dem Berg Nijak. Das Wetter ist ein Mix aus Sonne und Wolken und wird mit dem Tagesverlauf immer besser. Auf Höhe des Nijak überqueren wir mehrfach einen Fluss und nutzen ihn ebenfalls zum vorwärtskommen. Der Tag vergeht wie im Flug und gegen 18:30 Uhr bauen wir in der Nähe einer Hütte der Renntierzüchter unser Zelt auf. Der Himmel ist sternenklar und somit sinkt die Temperatur schnell. Gegen 20:30 Uhr zeigt der Thermometer – 18 Grad an. Wolfgang und ich haben heute 15 Kilometer geschafft.
Kilometer 15 / 41 Gesamt
Mittwoch 17.03.
Der Tag beginnt mit Schneefall. Als wir aufstehen hängen die Wolken tief im Tal. Nach dem Frühstück packen wir zusammen und plötzlich höre ich Motorengeräusche. Als ich mich umdrehe sind die beiden Schneemobile schon fast bei uns. Es sind wohl so eine Art Ranger, die auf der Suche nach Tieren sind. Wir unterhalten uns eine Zeit und erfahren mehr über die Tierwelt im Sarek-Nationalpark. Die Ranger schauen nach Luchsen, Vielfraßen, Füchsen und Wölfen. Auch wir haben in den letzten Tagen eine Menge Tierspuren gesehen. Nach kurzer Zeit verabschieden wir uns und die beiden fahren weiter. Auch wir wollen bald los.
Nach ein paar Stunden wird das Wetter immer besser und am Nachmittag ist fast keine Wolke mehr am Himmel. Wolfgang und ich stapfen durch die tief verschneiten Sarek und kommen aus dem Staunen über diese beeindruckende Landschaft nicht mehr heraus. Diese Dimensionen sind so mächtig und ungewohnt für uns kleine Europäer.
Wir sind nun schon tief in den Sarek vorgedrungen und passieren am späten Nachmittag das kleine Nottelefon. Hier oben stehen wir nun und blicken in das Tal des Rahpajahka. Dieses Tal und seine Fortsetzung soll in den nächsten Tagen unser Zuhause sein. Einige 100 Meter vor uns ziehen 4 Hundeschlitten vorbei. Wolfgang und ich schauen ihnen noch eine Zeit nach, dann fahren wir selbst in das Tal ab.
Hier unten im Schatten wird es sofort kalt und der Wind pfeift uns um die Ohren. Gegen 18:00 Uhr steht unser Zelt mitten im Flussbett. Langsam versinkt die Sonne und taucht die weißen Berge in ein magisches Rot. Am Abend liegt die Temperatur bei 16 Grad unter Null.
Kilometer: 17 / 58 Gesamt
Donnerstag 18.03.
Der heutige Tag ist geprägt von Sturm und Schneefall. Wolfgang und ich starten gegen 11:00 Uhr. Wir folgen dem immer mächtiger werdenden Strom. Oft ist er mehr als einen Kilometer breit. Es geht für uns immer wieder über Inseln aber meistens marschieren wir auf dem zugefrorenen Wasser. Links und rechts ragen die Berge über 1000 Meter in die Höhe. Sturm, Schneefall und ab und zu ein wenig Sonne, das ist die gespenstische Atmosphäre.
Am Nachmittag taucht plötzlich aus dem Sturm vor uns ein einzelner Mensch mit einer Pulka auf. Es ist ein Norweger und er ist seit 4 Tagen unterwegs. Er kommt aus Kvikkjokk und erzählt uns, dass die Verhältnisse auf diesem Weg recht gut sind. Nach kurzer Zeit verabschiedet man sich und bald ist er im Sturm verschwunden. Durch diese Information beschließen wir den etwas längeren Weg zu gehen um bei Aktse auf den Winterweg vom Kungsleden zu stoßen.
Wolfgang und ich gehen noch ein paar Kilometer und schlagen unser Lager im Rapadalen in der Nähe einer großen Antenne auf.
Kilometer 16/74 Gesamt
Freitag 19.03.
Wieder ein Tag mit dichten Wolken. Es ist 12:30 Uhr als wir losgehen. Da wir in den letzten Tagen gut vorangekommen sind lassen wir uns Zeit. Bei leichtem Schneefall folgen wir dem Rapadalen. Heute müssen wir ein paar gefrorene Stromschnellen umgehen was eine Menge Zeit kostet. Das ein oder andere Eishindernis wird auch von uns direkt überwunden. Wolfgang und ich sind vorsichtig da keiner von uns Lust auf ein Bad hat.
Gegen Abend bauen wir unser Lager auf einer kleinen Insel auf. Hier im Rapadalen ist der Lagerbau etwas komplizierter. Wolfgang und ich müssen erst einmal den Schnee mit Ski verdichten. Danach schippen wir neuen Schnee auf den schon verdichteten. Dieser wird im Anschluss mit den Stiefeln festgetreten. Jetzt ist so eine Stunde rum und das Zelt kann aufgestellt werden. In der Apsis wird wie immer ein Loch ausgehoben und so haben wir dort fast Stehhöhe. (Ja, nur fast Uli…)
Kilometer 10/84 Gesamt
Samstag 20.03.
Der Morgen begrüßt uns mit Sonne. Wir legen die Schlafsäcke zum trocknen aus und genießen die warmen Sonnenstrahlen. Es ist 13:00 Uhr als wir endlich loskommen. Das Tal öffnet sich nun immer weiter, an einigen Stellen über 2 Kilometer breit. Die Sonne scheint und es ist fast windstill.
In einem Anfall geistiger Umnachtung beschließen wir doch vor dem Berg Tjahkkelij nach Süden zum Kungsleden zu gehen. Also verlassen Wolfgang und ich das Flussbett und gehen durch das Unterholz Richtung Süden.
Nach einer Stunde haben wir keine 500 Meter geschafft. Der Schnee ist einfach zu tief. Selbst mit unseren breiten Ski sacken wir an manchen Stellen fast bis zur Hüfte ein. Ich bewundere das Nervenkostüm von Wolfgang, der wie fast immer vorne geht. Nach etwas über einer Stunde beschließen wir doch auf dem Fluss weiter zu gehen, so wie es uns der Norweger geraten hat. Kurze Zeit später runden wir diesen „gelungenen“ Tag damit ab das wir uns nasse Ski auf einem kleinen Seitenarm des Hauptflusses holen. Die Nässe wird sofort zu Eis und das Gehen wird immer schwerer. Also Ski aus und runter mit dem Eis.
Am Abend passieren wir die Grenze vom Sarek-Nationalpark und schlagen kurze Zeit später unser Lager auf. Wie gigantische Wächter stehen 3 große Berge am Eingang zum Sarek. Diese werden in ein dunkles Rot getaucht als die Sonne untergeht.
Kilometer 9/93 Gesamt
Sonntag, 2103.
Am Morgen weht ein leichter Wind. Schneeflocken rieseln vom Himmel. Wolfgang und ich haben Zeit. Als spät am Morgen die Sonne heraus kommt packen wir zusammen und gehen gegen halb eins langsam los. Nach ein paar Kilometern lassen wir das Delta des Rahpaadno hinter uns und sind auf dem See Laitaure. Gegenüber von Aktse Hütten machen wir eine kleine Pause. Das Wetter könnte nicht besser sein. Die Sonne scheint und es ist fast windstill.
Wolfgang und ich quatschen uns fest und gehen erst gegen 15:00 Uhr weiter. Von weitem sehen wir ein paar Schneemobile die den See überqueren. Jetzt wird uns erst klar, das der See an dieser Stelle über 3 Kilometer breit ist. Einen Kilometer vor dem Kungsleden wollen Wolfgang und ich wieder mal abkürzen, doch nach ein paar hundert Metern geben wir entnervt auf und gehen auf den See zurück. Der Schnee in den Wäldern ist einfach zu tief.
Um halb fünf erreichen wir den Anleger für die Boote im Sommer. Hier beginnt für uns der Kungsleden Winterweg. Damit befinden wir uns ab jetzt wieder unter Menschen. Wolfgang und ich marschieren durch den Nadelwald etwas bergauf und kommenauf den Spuren der Schneemobile gut voran. Plötzlich hören wir von vorne Hundegebell und schon sind sie bei uns. Vier Hundeschlitten halten an und der Führer fragt wo wir her kommen. In einem kurzen Gespräch erfahren wir das es sich um die Gespanne handelt die Wolfgang und ich im Sarek gesehen haben. Tja, so klein ist der Sarek… .
Nach ein paar Minuten geht es für alle weiter. Das Ziel der Hundeschlitten ist heute Aktse und morgen endet die Tour der Musher in Saltoluokta. Unsere Tour geht noch einen Tag länger und so stapfen wir dem Sonnenuntergang entgegen. Um kurz vor sechs erreichen Wolfgang und ich den See Tjaktajaure wo heute unser Lager entstehen soll. Wir bereiten eine Stelle für das Zelt vor und um sieben Uhr steht unser Lager. Bei minus 18 Grad und sternklarem Himmel gibt es Abendessen und bald liegen wir in unseren Schlafsäcken.
11/104 Kilometer
Montag, 22.03.
Das Zelt biegt sich im starken Wind und so kochen Wolfgang und ich heute morgen ausnahmsweise im Zelt. Gegen 12 Uhr haben wir abgebaut und stapfen los. Die Überquerung des Sees steht an auf dem der Wind sehr stark ist. Wolfgang und ich stapfen 4 Kilometer durch den fast leeren Tjaktajaure wie durch eine Mondlandschaft. Unterwegs überholen uns 2 Hundeschlitten und 2 Personen mit Pulkas lagern am Weg. Weitere acht Kilometer verfolgt uns der Sturm bis in die Wälder und somit ist es schon kurz nach vier bis Wolfgang und ich die zweite Pause des Tages machen.
Der Wind weht nur noch leicht und wir halten Ausschau nach einem Lagerplatz. Zwischen dem See Rittak und der Hütte Parte schlagen Wolfgang und ich unser Lager auf einer Lichtung auf. Um halb sieben steht das Zelt. Es ist noch nicht ganz dunkel und wir sind froh wieder einen Tag geschafft zu haben. Auf der anderen Seite ist es die vorletzte Nach in der weißen Wildnis und das macht uns nachdenklich. Um 20:30 Uhr zeigt das Thermometer 16 Grad unter Null.
13/ 117 Kilometer
Dienstag, 23.03.
Der Tag begrüßt uns mit Sonne und ohne Wind. In der Wärme der Sonnenstrahlen trocknen wir unsere Schlafsäcke und genießen jede Minute der Wärme. Um halb zwölf bummeln Wolfgang und ich los und erreichen gegen 13:00 Uhr die Hütte Parte.
Wir lassen sie rechts liegen und marschieren weiter. Gegen 16:30 Uhr erreichen wir eine tief verschneite Brücke. Hier treffen sich Winter- und Sommerweg des Kungsleden. Es sind nur noch wenige Kilometer nach Kvikkjokk und so schlagen wir unser Lager auf. Das letzte mal, das Zelt aufbauen. Das letzte mal, rein in die Schlafsäcke. Das letzte mal,….. .
Wolfgang und ich sind nachdenklich. Seit über Zwei Wochen sind wir nun unterwegs. Seit 14 Tagen sind wir „outdoor“. Gegen 18:00 Uhr geht die Sonne hinter den Wäldern des Sarek- Nationalparks unter und heute Nacht wird es noch mal richtig kalt. Um 20:00 Uhr steht die Temperatur bereits bei 18 Grad unter Null und fällt weiter.
14/131 Kilometer
Mittwoch, 24.03.
Gegen halb fünf rumpelt Wolfgang aus dem Zelt um seine Blase zu entleeren. Es ist eisig kalt. Ich möchte diesen Gang noch etwas hinaus zögern doch um fünf Uhr geht es nicht mehr anders, ich muss raus. Es ist schon hell uns so springe ich aus dem Schlafsack und mit den Daunensocken in die Überschuhe. Da stehe ich nun in meiner langen Unterhose und Funktionsshirt. Verdammt ist das kalt. Ich schaue kurz auf das Thermometer an meinem Rucksack und traue meinen Augen kaum. Das Ding steht bei Minus 25 Grad und ich Idiot springe hier in der Unterhose rum. Also schnell wieder rein und das Aufstehen verschieben.
Die Sonne kommt bald danach über die Baumwipfel und wärmt unser Zelt. Mit jeder Minute scheint die Temperatur zu steigen. Wolfgang und ich stehen gegen halb neun bei angenehmen Minus 12 Grad auf und planen erst mal die Hälfte von unserem Zelt ab. Somit scheint uns die Sonne direkt in das Gesicht und wärmt uns mit ihren Strahlen.
Um halb zwölf geht es auf die letzte Etappe. Wir lassen uns für die nächsten Kilometer Zeit. Bei herrlichem Sonnenschein kommen wir Kvikkjokk immer näher. Bald kommen uns Teile der „Dorfjugend“ auf Schneemobilen entgegen. Die Jungs sehen aus als wollten sie zu einem Crossrennen. Helm, Brustpanzer, Cross-Shirt und so weiter. Was soll man sonst auch machen hier oben….
Doch auch wir können unsere Tour nicht mehr hinaus zögern und so kommen wir gegen 14:00 Uhr an der Fjellstation in Kvikkjokk an. Wolfgang und ich treten ein und nach kurzer Wartezeit erscheint ein Mann der sich als Michael-Anton vorstellt. Klingt ja nicht gerade schwedisch denke ich mir. Als wir ins Gespräch kommen erfahren wir dass er Schweizer ist und seit vielen Jahren im Hohen Norden lebt. Mal in Norwegen, mal in Schweden. Gerade leitet er die Fjellstation. Von ihm wurden wir sehr gut und freundlich aufgenommen. Es gab Kaffee und Kuchen, später ein super Abendessen, Bier und natürlich eine Dusche.
Am Abend haben Wolfgang und ich noch Kvikkjokk angeschaut. Nur 10 Menschen leben das ganze Jahr über hier oben. Im Sommer sind es dann etwas mehr aber im Winter flüchten viele wieder in die Städte. Die einzige Verbindung in das 120 Kilometer entfernte Jokkmokk ist das Auto oder der Bus. Dieser fährt im Winter jedoch nur einmal am Tag. Morgens um 05:30 Uhr geht es hier ab und abends fährt er wieder zurück.
Zurück in der Fjellstation kommen wir mit einem Norweger ins Gespräch der solo von Norwegen aus unterwegs war. Ein großer Traum von ihm war es, diese Tour im Winter zu machen. Da können wir nur zustimmen. Er kam aus einem Seitental in das Rapadalen und folgte von dort an unseren Spuren. Natürlich auch bei unseren Versuchen durch den Tiefschnee abzukürzen…..
Wolfgang und ich packen unsere Sachen am Abend noch zusammen und gehen bald schlafen.
Rückfahrt:
Pünktlich um 05:30 Uhr geht der Bus nach Jokkmokk. Kurz nachdem wir gestartet sind geht die Sonne auf. Die weiße Landschaft fliegt vorbei und mit ihr unsere Gedanken. Zwei Wochen waren wir nun unterwegs in diesem Abenteuer.
In Jokkmokk haben wir ein paar Stunden Aufenthalt. Wolfgang und ich schauen uns das Städtchen an und trinken den ein oder anderen Kaffee. Gegen Mittag fahren wir weiter nach Gällivare. Auch hier müssen wir warten. Eine Stunde bevor der Zug nach Stockholm kommt füllt sich das Bahnhofsgebäude mit Leben. Eine Schulklasse und eine Gruppe Skitourengeher wird wohl mit uns einsteigen.
Im geheimen denke ich mir das es nicht die letzte Tour hier oben war.